25 Jahre SV Eintracht

25 Jahre Sportvereinigung Eintracht v. 1903 e. V. zu Lüneburg.

Die Zahl ist klein und der Satz ist kurz, und doch liegt in beiden soviel Jugendkraft, eiserner Wille und Unternehmungsgeist, soviel an Erlebtem fröhlicher und ernster Art, daß mir vor Freude über den erhaltnen ehrenvollen Auftrag, der jungen Generation von den Taten der Alten zu erzählen und diesen den ereignisreichen Film der letzten 25 Jahre, in dem sie als Stars oder Komparsen mitgewirkt haben, nochmals vor Augen zu führen, beim Schreiben dieser Zeilen die Feder in der Hand zittert.

Wenn ich meinen Auftrag ordnungsgemäß zur Ausführung bringen will, dann ist es unerläßlich, daß ich mit der Vereinsgeschichte unserer SV. E. die Entwickelung des Fußballsports und der Leichtathletik in Lüneburg verknüpfe. Wer wußte um die Jahrhundertwende in Lüneburg etwas vom Fußballspiel, von der Leichtathletik und von den übrigen volkstümlichen Sportarten? War die Rede vom Sport, dann meinte man Pferderennen, Radrennen, höchstenfalls noch Tennis, das einige Auserwählte mehr des geselligen Zusammenseins und des Flirtes wegen auf privaten Plätzen ausübten. Die breite Masse der Bevölkerung interessierte sich mehr oder weniger für den Pferde- oder Radsport und machte an den Sonntagen ihren Weg zu Fuß, per Rad oder mit dem Gerkschen „Pferde-Omnibus“ nach der Zement-Radrennbahn in der „Roten Schleuse“ oder nach der Pferderennbahn auf der Lüner Heide.

Die Turner strebten ihrem Ideal nach; sie hielten damals den Hallenbetrieb für das A und O der körperlichen Betätigung.

So nahmen die Dinge ihren Lauf, bis im Jahre 1901 einige Herren, zum größten Teil noch jugendlichen Alters, den LFK. von 1901 gründeten. Die Grundlage für die Entwickelung des Fußballsports und damit des Sports überhaupt, war hiermit in Lüneburg geschaffen. Ging die Entwickelung anfangs auch nur langsam vor sich, so änderte sich das Bild doch bald, als in Lüneburg am 18. August 1903 der FC. Favorite, unsere heutige SV. Eintracht, und in unserer Nachbarstadt Harburg der FC. Viktoria und der FC. Borussia von 1904 gegründet wurden. Mit dem Gründungs-Datum der SV. Eintracht wären wir also bei der Stelle angelangt, von der aus wir mit unserer Vereinsgeschichte beginnen und diese im Zusammenhang mit der weiteren Entwickelung der Sportbewegung in Lüneburg unseren Lesern im Nachstehenden vor Augen führen können.

Der Gründung der Sportvereinigung Eintracht gingen also wenig weitbewegende Dinge voraus. Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedern im LFK. von 1901 führten dazu, daß ein Teil derselben das Versammlungslokal „Melchers Schützenhaus“ verließ, sich auf direktem Wege zum „Wintergarten“-Restaurant von O. Maack, Am Berge, begab, und hier am 18. August 1903 einen neuen Fußballklub, den FC. Favorite von 1903, aus der Taufe hob, aus dem durch Namensänderung die heutige stolze Sportvereinigung Eintracht hervorgegangen ist. Die Namen der Paten lauteten: H. Müller, W. Wedler, A. Laes, Wilh. Detels und A. Schulz. Von ihnen sind zu Ehrenmitgliedern ernannt W. Wedler und W. Detels, die noch heute als wohlbestellte Handwerksmeister dem Verein angehören und die wir zur bleibenden Erinnerung im Bilde festhielten. Zu diesem Quintett gesellte sich noch die große Zahl derer, die bald nach der Gründung des FC. Favorite als begeisterte Sportjünger zu den Fahnen des jungen Vereins geeilt waren und heute noch die Farben blau und weiß hoch halten. Der knappe Raum, der für diese Vereinsgeschichte zur Verfügung steht, gestattet leider nicht, all derer zu gedenken, die für die SV. Eintracht gelebt und gestrebt haben, und am Jubelfeste eigentlich eine Anerkennung verdient hätten. Aber der echte Sportsmann wirkt für den sportlichen Gedanken nur um des Sportes willen und verzichtet gern auf äußere Ehren, zumal dann, wenn er weiß, daß das Werk, an dem er gearbeitet hat, ein großes geworden ist, und aller Erfolg aus eigener Kraft erzielt wurde. Zwei Namen aber müssen wir festhalten. Es sind die Mitglieder Fr. Bollmeyer und Ernst Stoya, die am 28. August bzw. am 8. September 1903 dem Verein beitraten und im Jubeljahr 1928 auf ihre 25jährige Mitgliedschaft zurückblicken können.

Verfolgen wir nun weiter das Gedeihen des jungen Täuflings. Durch Übertritt weiterer Mitglieder vom L.F.K. 01 und durch Zuwachs an Jugendlichen und Schülern entwickelte sich der Verein schnell. Sportlich stürzte er sich im ersten Eifer mit aller Kraft in den Kampf. Er galt zuerst seine Kräfte mit dem L.F.K. von 1901 zu messen. Was keiner geglaubt hatte, trat ein. Der erste Kampf gestaltete sich zu einem herrlichen Sieg. Während sich die L.F.K.ner mit gesenktem Blick 2:0 geschlagen in ihr Umziehlokal zurückzogen, marschierten die jungen Favoriten stolz erhobenen Hauptes, an der Spitze der Kapitän mit großem Lorbeerkranz, zum Vereinslokal in die Stadt. Der weitere Spielbetrieb beschränkte sich auf Gesellschaftsspiele mit den Vereinen des Hamburg-Altonaer Fußballbundes wie F.C. Altona, Britannia, Viktoria, Bergedorf, mit dem später eingegangenen F.C. Viktoria, Harburg, mit dem neu gegründeten F.C. Borussia, Harburg, und mit den in Lüneburg neu gegründeten Vereinen F.C. Allemannia, Hansa, Niedersachsen und Hohenzollern, von denen aber nur den beiden ersten eine mehr oder weniger längere Lebensdauer beschieden war. Spielplätze waren zu dieser Zeit der Schützenplatz und der Exerzierplatz bei der Lüner Kaserne. Als Spielkleidung hatte man weiße Hose mit schwarzem Sweater und roter bzw. weißer Kopfbedeckung gewählt. Der Verein gehörte damals als Einzelverein dem am 28. Januar 1900 gegründeten „Deutschen-Fußball-Bund“ an. Als dann später am 15. April 1905 in Hamburg der „Norddeutsche Fußballverband“ gegründet (das Gründungsprotokoll wurde von Wilh. König als Vertreter des FC. Favorite von 1903 unterschrieben) und später der Bezirk XII Nord-Hannover gebildet wurde, setzte ein regelmäßiger Spielbetrieb ein. Um nun zu diesen neuen Kämpfen verstärkt in den Kampf gehen zu können, machte die Vereinsleitung damals einen tadellosen Schachzug, indem sie mit dem „FC. Hansa“ in Verhandlungen zwecks Vereinigung beider Vereine trat. Die Verhandlungen, zu denen der FC. Favorite keinen besseren Vermittler entsenden konnte wie W. König, hatten Erfolg.

Am 10. Dezember 1905, löste sich der FC. Hansa auf, ging mit seinen sämtlichen Mitgliedern zum FC. Favorite über, der von diesem Tage ab dann weiter den Namen Sportvereinigung Eintracht von 1903 führte.

Die weitere Entwickelung der neuen Vereinigung will ich abschnittsweise behandeln und mich dabei nicht auf Einzelheiten einlassen, sondern dem Sinn unserer Denkschrift entsprechend in den einzelnen Abschnitten nur das Wichtigste und Denkwürdigste wiedergeben. Die Führung der Sportvereinigung Eintracht von 1903 lag von 1906 bis 1910 abwechselnd in den Händen von H. Müller, W. König, W. Wedler und Fr. Koop. Der Spielbetrieb wurde vom Exerzierplatz nach der „Roten Schleuse“ und von da aus im Jahre 1908 nach Wilschenbrook verlegt, wo wir den Sportplatz des FC. Allemannia, der nur noch dem Namen nach existierte, pachtweise übernommen hatten. Als Spielkleidung war der Sportdreß des FC. Favorite, schwarze Hose, schräg geteiltes rot-weißes Hemd, übernommen. Anstelle des bisherigen roten „F“ auf der oberen weißen Hälfte wurde ein „E“ eingesetzt. 1910 wurde die Spielkleidung eingeführt wie sie heute noch besteht, weiße Hose und blauer Jersey. Die ersten Verbandsspiele wurden im Jahre 1906 ausgetragen. Es beteiligten sich anfangs daran die Vereine FC. Borussia-Harburg, LFK. von 1901, FC. Allemannia und die SV. Eintracht von 1903. In den Jahren 1908 bis 1910 kamen hinzu die Vereine Normannia, Herta und Britannia-Harburg. In den Verbandsspielen kämpften wir mit wechselndem Glück. Häufiger Ortswechsel der Spieler, Schwierigkeiten, die ihnen durch Verbot des Fußballspiels in der Schule und im Beruf entstanden, ließen in den Jahren 1906/1907 in den Mannschaftsaufstellungen keine Beständigkeit aufkommen. Dies änderte sich erst im Jahre 1908, als der Verein in Wilschenbrook den Sportplatz erhielt und die 1. Mannschaft zuerst von Karl Pepper und später für längere Zeit von ihrem Kapitän „Kally Kleinlein“ betreut wurde. Die Namen der Spieler, die in den Jahren 1908 bis 1910 das Ansehen und die Spielstärke der SV. Eintracht auf das beste vertraten, lauteten fast ohne Veränderung: Stuhlmacher, W. Wedler, H. König, Ed. Hövermann, E. Koopmann, E. Stoya, H. Breithaupt, O. Schmidt, I. Basselmann, K. Kleinlein, K. Stein, Aug. Meyerhoff, Redlich und Stackmann. Ich gebe die Namen dieser Spieler ausdrücklich wieder, weil es für die „Alten“ sowohl wie für die „Jungen“ interessant sein dürfte, wenn ich ihnen mitteile, daß im Jahre 1908 mit Ausnahme von „Tilly“ Wedler, der 22 Jahre zählte, alle übrigen im Alter von 14 – 17 Jahren standen und daß von ihnen „Kally Kleinlein“, zusammen mit den vorhin nicht genannten K. Pepper und G. Fritzke, schon im Jahre 1904 als „Dreizehnjährige“ tatkräftig in der 1. Mannschaft des FC. Favorite mitwirkten. Mit Ausnahme eines schlechten Starts im Jahr 1906/07, in dem wir mit wenigen Ausnahmen Niederlage auf Niederlage einstecken mußten, war unsere 1. Mannschaft durchweg in der Spitzengruppe der Tabelle zu finden. Von den in diesen Jahren ausgetragenen Gesellschaftsspielen verdienen besondere Erwähnung die beiden Siege über die damals als besonders spielstark bekannten Vereine Bergedorfer FC. von 1903 und Schweriner FC. von 1903, sowie das gute Abschneiden mit 5:2 gegen den Hannoverschen Sportklub von 1902. Im übrigen hat sich in diesem Zeitabschnitt nichts von besonderer Bedeutung ausgetragen. Eine Palastrevolution, die das Sein oder Nichtsein des Vereins in Frage zu stellen drohte, wurde frühzeitig und energisch von W. König unterdrückt und hatte zur Folge, daß sich das Vereinsleben nach einer gründlichen Säuberung unter den Mitgliedern neu belebte. Der Spielbetrieb im Verein beschränkte sich fast nur auf den Fußballsport. Versuche mit der Einführung der Leichtathletik und des Schwimmsports im verein, erstickten infolge Interessenlosigkeit der Mitglieder im Keime. Vereinslokal war und blieb auch weiter seit 1904 ununterbrochen der „Lüneburger Hof“. Die Namen der Mitglieder, denen in diesem Zeitabschnitt das Wohl und Wehe der SV. Eintracht besonders am herzen lag und die somit den Grundstein legten für das große Gebäude, was später darauf errichtet wurde, verdienen der Nachwelt festgehalten zu werden. Es waren außer den genannten Spielern die Gebrüder Karl und Georg Pepper, die Gebrüder Wilhelm und Hermann König, die Gebrüder Erich, Hermann und Georg Fritzke, Wilh. Wedler und Justus Conradi.

Der zweite Abschnitt, in dem ich die Ereignisse bis zum Ausbruch des Weltkrieges zusammenfassen will, war wohl einer der glücklichsten, die der Verein jemals gehabt hat. Nachdem Willi Reiwald den seit 1910 innegehabten Posten als 1. Vorsitzender 1913 an Fr. Marbes abtrat, dafür aber das wichtigste Amt des Kassierers übernahm, war die Gewähr für eine ruhige, zielbewußte Leitung des Vereins von vornherein gegeben. Wohl nie hat die Erringung der Meisterschaft näher im Bereich der Möglichkeit gelegen als in der Serie 1910/11. Mit 5 Punkten hatte die 1. Mannschaft im Herbst 1910 einen Vorsprung erzielt, der sicher nicht wieder eingebüßt wäre, wenn für den Verein die Möglichkeit bestanden hätte, nicht nur Kally Kleinlein, sondern alle zum Militär eingezogenen Spieler der 1. Mannschaft wie Kally Stein, Ed. Hövermann, Karl Pepper, Hans Stackmann und H. König zur Teilnahme an den späteren Verbandsspielen frei zu bekommen. Durch gleiche Punktzahl mit Herta-Harburg war ein Ausscheidungsspiel notwendig, das wir zum größten Leidwesen aller mit 2:1 verloren.

Aufsehen erregte der Sieg unserer 1. Mannschaft in Hannover über den dortigen Sportklub mit 4:2. Bei den von anderen Vereinen veranstalteten Pokalwettkämpfen wurden unsere Mannschaften gern gesehen und als Pokalfighter von den Gegnern sehr gefürchtet. Der in der Denkschrift im Bilde festgehaltene Silberschatz zeugt von harten Kämpfen und erinnert an manche fröhlichen Stunden.

Unsere im Jahre 1912 erstmalig veranstalteten Pokal-Sechserturniere fanden eine reiche Beteiligung auswärtiger Vereine. Außer diesen nahmen auch zwei Militärmannschaften, die Fußballmannschaft des J. R. 31 in Altona und die Fußballmannschaft des J. R. 77-Celle daran teil. Es ist dies immerhin ein Ereignis, das festgehalten zu werden verdient, weil es den Beweis erbrachte, daß auch beim Militär der Wert des Fußballsports erkannt und eingeführt wurde. In einigen Armeekorps wurden damals schon Fußball-Meisterschaften ausgetragen.

Die Jahre 1913/14 standen dann im Zeichen der weiteren Entwickelung des Sportgedankens in Lüneburg. Große Veranstaltungen, wie Armeegepäckmärsche, Staffelläufe etc. ließen ihn mehr Eingang in die breite Masse der Bevölkerung finden. Die Sportplätze belebten sich mehr und mehr, der Sport erhielt neue Anhänger und die Mitgliederzahlen der Vereine stiegen von Tag zu Tag. Dieser Entwickelung gegenüber konnten auch die Behörden die Augen nicht länger mehr verschließen.

Magistrat und Regierung schenkten den berechtigten Forderungen der Sportvereine Gehör, sie unterstützten die Vereine durch kleinere Geldspenden oder durch Stiftungen in Form von Ehrenpreisen bei besonderen sportlichen Veranstaltungen und sorgten so dafür, daß diese auf Spieler und Zuschauer einen besonderen Anreiz ausübten.

Wenn in diesen Jahren das Verhältnis zwischen den Behörden und unserm Verein nur ein besonders gutes war, dann verdanken wir das in erster Linie unserm damaligen 1. Vorsitzenden Fr. Marbes, der vom Jahre 1913 ab die Führung des Vereins übernommen hatte. Unter seiner Leitung und mit Unterstützung von den Mitarbeitern W. Wedler, H. König, Fritz Lüders, W. Reiwald, E. Koopmann, H. Vogt und Ad. Kliefoth machte die Entwickelung des Vereins glänzende Fortschritte. Das 10jährige Stiftungsfest im Jahre 1913 mit seinen Veranstaltungen wie Armee-Gepäckmarsch um den Ehrenpokal des Magistrats der Stadt Lüneburg, Fußball-Pokal-Wettkämpfe etc. nahm einen glänzenden Verlauf und brachte uns viele neue Freunde und neue Mitglieder. Das Mißtrauen, das man noch immer gegen den Fußballsport hatte, war beseitigt. Lobende Anerkennungen von den ersten Behörden der Stadt und der Regierung wurden uns zuteil. Die Mitgliederzahl hatte sich um das Doppelte erhöht und 200 weit überschritten. Dem Gründer des Vereins, unserm langjährigen 1. Vorsitzenden und alten „Kämpen“ der 1. Mannschaft „Tilly Wedler“ wurde an diesem Festabend ein Ehrendiplom überreicht.

Ein neues sichtbares Zeichen für das Aufwärtsstreben des Vereins bildete die Herausgabe der Vereinszeitschrift. Dieses Bindeglied sollte einmal die große Zahl der Mitglieder in steter Fühlung mit dem Verein halten, dann aber auch das Gemeinschaftsgefühl der Vereinsangehörigen in noch größerem Maße als bisher stärken.

Dieses Ziel hat die Zeitung bis zum heutigen Tage in vollem Umfange erreicht, dank der Umsicht ihrer Schriftleitung, die anfänglich von Hermann König, später von Karl-August Hahne, Karl Messerschmidt und Hans Pahling besorgt wurde und jetzt wieder in den Händen von Hermann König liegt. Sportlich rückte der Verein immer mehr in den Vordergrund. Außer einer „Alten-Herren“-Mannschaft stellten wir zu den Verbandsspielen 5 Herren-Mannschaften ins Feld. Von ihnen errangen die 2. und 4. Mannschaft die Meisterschaft ihrer Klasse. Interessant dürfte es vor allen Dingen für unsere jüngeren Mitglieder sein, zu wissen, daß unsere 2. Mannschaft im entscheidenden Spiel am 22. Februar 1914 die 1. Mannschaft von S.C. Uelzen in Uelzen 2:1 bezwang. Die Namen der 11 Spieler lauteten: R. Nickees, Holmquist, H. König, Ad. Stutmund, Kurdelbaum, R. Rieckmann, Voß, Meyer II, Osterwalder, Koopmann II und Schween. Reisen der 1. Mannschaft nach Hamburg und Bremen brachten auch dort die blau-weißen Farben in Erinnerung. Auch die „Alte-Herren“-Mannschaft machte von sich reden indem sie die gleiche Mannschaft von Britannia-Harburg mit 4:2 schlug. Zum ewigen Angedenken haben wir beide Mannschaften im Bilde festgehalten. Unter der Leitung von Ad. Kliefoth machte auch die Schülermannschaft gute Fortschritte. Inzwischen war der Verein längst aus seinen engen Grenzen herausgewachsen. Das Fußballspiel war durchaus nicht mehr das einzigste Betätigungsfeld der Mitglieder. Der Leichtathletik und dem Schwimmsport wurden im Jahre 1914 ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Unsere Vereinschronik berichtet von einem von der D.S.B.f.L.A. am 9. März 1914 in Lüneburg veranstalteten Waldlauf, über dessen Verlauf sich unser damaliger Berichterstatter M. allerdings nicht besonders lobend ausspricht. In den am 10. Mai 1914 auf dem L.S.K.-Sportplatz veranstalteten Erstlingswettkämpfen für die Olympiade 1916 sehen wir H. Pahling und Chr. Bohndorf im 7500-Meter-Lauf beide als „Erster“ in der gleichen Zeit von 30 Minuten 58 4/5 Sekunden. Ebenfalls konnte Emil Koopmann im 1500-Meter-Lauf nach 5 Minuten 12 2/5 Sekunden als „Erster“ das Zielband durchreißen.

Bevor ich nun mit dem III. Abschnitt, der Kriegszeit beginne, will ich nicht unterlasen derjenigen Spieler zu gedenken, die in den vielen Kämpfen im II. Abschnitt unserer Vereinsgeschichte freudig und gern für die blauweißen Farben abwechselnd in der 1. Mannschaft gestritten haben. Im Tor standen nacheinander Döpke und E. Müller; in der Verteidigung abwechselnd Karl Pepper, Hövermann, Breithaupt, H. König und Holmquist. In der Läuferreihe Koopmann I, Stoya, Meyer I, Kurdelbaum, Ad. Stutmund und R. Rieckmann: im Sturm Gerkens, Redlich, Osterwalder, Kleinlein, Kiehn, Schween, Koopmann II und Voß.

Inmitten unserer Vorbereitungen für das 11jährige Stiftungsfest traf uns dann wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Kunde von der Mobilmachung der Deutschen Wehrmacht und damit den Beginn des größten und schrecklichsten Krieges, den die Welt bisher gesehen hat. Der größte Teil unserer Mitglieder eilte zu den Fahnen; nur wenige blieben zurück. Als für diese die Hoffnung auf eine baldige Beendigung des Krieges immer mehr schwand, da gab es kein längeres Abwarten mehr, da wurden die Zügel fest in die Hand genommen, um den Verein vor dem Zerfall zu bewahren. V. Osterwalder übernahm den Vorsitz. Obwohl erst von der Schweiz zu uns gekommen und daher noch jung im Verein, ergriff er das Ruder und führte das Vereinsschiff mit starker Hand ruhig und sicher durch die brandenden Wogen der Kriegszeit. Mit Unterstützung seiner Mitarbeiter H. Voigt, W. Redlich, H. Keunecke, Fr. Lüders, H. Stutmund, H. Detels und den Gebrüdern Vogt gelang es nicht nur das angefangene Werk zu erhalten, sondern weiter auszubauen und so zu gestalten, daß diejenigen, denen es vergönnt war, sich nach Beendigung des Krieges in der Heimat und im Kreise der S.V. Eintracht wiederzusehen, in ein festgefügtes Gebäude einziehen konnten.

Von 216 Mitgliedern, die der Verein vor dem Kriege zählte, standen 187 im Felde. Sie zogen hinaus als Soldaten zum Westen, nach Rußlands weiten Ebenen, in die Schluchten des Balkans und in die Berge Tirols. Viele der Besten blieben für immer der S.V. Eintracht fern und schlafen nun in fremder, blutgetränkter Erde den ewigen Schlaf, begraben von Kameraden, die ihnen als letzten Gruß ein schlichtes Grabkreuz setzten, daran ein Stahlhelm oder Tschako, vom Winde bewegt, summend und knarrend ein Totenlied sang.

Die Tätigkeit im Verein war anfänglich so gut wie aufgehoben. Uneinigkeiten unter den jüngeren Mitgliedern, Spieltätigkeit, Platzfragen, Lokalverlegung etc. boten dem neugewählten Vorstand sofort Gelegenheit, das auf ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Das Vereinslokal mußte, so schwer es den „Alten“ auch wurde, vom „Lüneburger Hof“ zum Hotel „Stadt Hamburg“ und von dort zum „Hotel Wellenkamp“ verlegt werden. Seit 1920 befindet es sich wieder im „Lüneburger Hof“. Von 1915 ab konnte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Der Bezirk Nord-Hannover wurde in 2 Gruppen – Harburg und Lüneburg – geteilt. Wir stellten zu den Verbandsspielen 2 Mannschaften; die 1. Mannschaft errang 1916/17 und 1917/18 die Meisterschaft der Gruppe Lüneburg. Im Spiel um die Meisterschaft von Nord-Hannover, im Jahre 1917 unterlag sie erst nach 2stündigem Spiel dem F.C. Borussia-Harburg mit 1:0, der mit diesem Sieg das schwerste Hindernis auf dem Weg zur späteren Norddeutschen Meisterschaft überwunden hatte. In 5 von auswärtigen Vereinen veranstalteten Pokalwettkämpfen errangen unsere beiden Mannschaften vier erste Pokale und eine zweiten Pokal. Bei Wohltätigkeitsveranstaltungen für vaterländische gute Zwecke hat der Verein seine Pflicht voll und ganz erfüllt. Der 14. Juli 1918, der Tag an dem das 15jährige Bestehen der S.V. Eintracht gefeiert wurde, gestaltete sich zu einem Propagandatag für den Sport in Lüneburg. Ein Eilbotenlauf durch Lüneburg, Schüler-Wettkämpfe und Pokal-Spiele bildeten den Höhepunkt aller während des Krieges in Lüneburg gebotenen sportlichen Veranstaltungen. Das im Verein von einigen Mitgliedern neu aufgenommene Tennisspiel fand immer mehr Anhänger, eine Tennisabteilung mit über 100 Mitgliedern schloß sich dem Verein im Frühjahr 1919 an und verfügte über drei eigene Tennisplätze im Kurpark. Trotz dieser großen Betätigung auf allen sportlichen Gebieten ist doch in erster Linie immer unserer Mitglieder draußen an der Front gedacht worden. Mit einem „Nichts“ angefangen, war es dem damaligen Kassierer W. Redlich bei sparsamster Wirtschaft doch möglich geworden, die Verbindung mit unseren Soldaten durch Uebersendung von Liebesgaben etc. aufrecht zu halten.

Den Schluß unserer Vereinsgeschichte vom Jahre 1919 bis zur heutigen Zeit will ich nun im letzten, im Abschnitt IV behandeln. Nach dem verlorenen Kriege galt es, ebenso wie in der Wirtschaft, das, was die Zurückgebliebenen getreulich behütet hatten, weiter auszubauen. Der Verein konnte sich glücklich nennen, in der Person von V. Osterwalder dafür den geeigneten Baumeister zu besitzen. Als sich nach und nach ein Teil der alten Kämpen wieder eingefunden und von den Strapazen des Krieges erholt hatte, bedurfte es nur noch kurzer Zeit um das Vereinsschiff flott zu machen, und mit großer Fahrt zu neuen Taten in die Welt zu senden. Mit V. Osterwalder als ersten, W. König als zweiten Vorsitzenden, H. Röwe als Schriftführer, W. Reiwald als Kassierer, E. Koopmann als Obmann des Spielausschusses, A. Kliefoth als Obmann des Jugendausschusses, H. König als Schriftleiter der Vereinszeitung, Metzger als Obmann des Platzausschusses, Chr. Bohndorf als Obmann des Leichtathletikausschusses, W. Wedler als Obmann des Schwimmausschusses, konnten die leitenden, verantwortlichen Stellen auf dem Vereinsschiff nicht besser besetzt werden. Gut gerüstet konnte der Verein den kommenden Dingen getrost entgegensehen.

Die Fußballserie 1919/20 brachte uns wieder mit den Harburger Vereinen zusammen. Mit 6 Herren- und 2 Knabenmannschaften traten wir in den Kampf. Während die 2. Herren- und die 1. Knaben-Mannschaft den Meister in ihrer Klasse machten, reichte es bei der ersten Herrenmannschaft nur bis zum 5. und bei den übrigen Mannschaften zu einem guten Mittelplatz in der Tabelle. An den Kämpfen der ersten Klasse nahmen damals teil die Vereine Borussia-, Normannia-, Viktoria-, Rasensport- und Herta-Harburg, die S.V. Eintracht von 1903 und der L.S.K. von 1901. Auf leichtathletischem Gebiete beteiligte sich der Verein unter der tüchtigen Leitung von Chr. Bohndorf recht rege an den vom Bezirk XII des N.F.V. im Herbst und Frühjahr veranstalteten Geländeläufen. Wenn es auch noch nicht zum Siege langte, so nahmen unsere Teilnehmer doch immerhin recht gute Plätze ein. Auch die Veranstaltungen anderer Vereine wurden von uns zahlreich und mit Erfolg beschickt. Namen wie Waldemar Lühmann, E. Loich, W. Gelpke, Kurt Balzer, Günsche und Wedler wurden in der Siegerliste häufig genannt. Das Hallentraining wurde zum ersten Mal in der Turnhalle des Treubundes aufgenommen. Das Festprogramm zum 17jährigen Stiftungsfest am 31. Juli 1920 wies an sportlichen Veranstaltungen außer Fußballwettkämpfen für Herren und Jugendliche, einen Stadtlauf und ein Lawn-Tennis-Turnier auf. Das gute Abschneiden und die sich zusehends weiter entwickelnde Jugendabteilung erweckten das Interesse der Mitglieder und hatte zur Folge, daß die ersten Zeichnungen für die „Jugendspende“ eine unerwartete Höhe erreichten.

Waren die Jahre 1919/1920 somit eine Zeit der Entwickelung und des weiteren Blühen und Gedeihens der S.V. Eintracht, so bildeten die nachfolgenden Jahre bis 1924, ja ich möchte wohl sagen bis 1925, eine Periode des Stillstandes, wenn nicht gar Rückganges im Vereinsleben sowohl, wie im sportlichen Leben überhaupt. Darüber hinweg täuschen auch nicht die großartigen Erfolge, die wir in dieser Zeit mit unserer Jugendabteilung hatten. Die politischen Wirren, wirtschaftliche Mißzustände und die Inflation mit ihren Folgen wirkten sich wie in allen Vereinen, so auch in unserer S.V. Eintracht ganz bedenklich aus. Die Vereinszeitung stellte aus finanziellen Gründen im September 1920 ihr Erscheinen ein und wurde erst im Januar 1924 wieder herausgegeben. Der Vorstand unterlag einem dauerndem Wechsel, das Amt des 1. Vorsitzenden bekleideten nacheinander V. Osterwalder, W. König, A. Schinkel und wieder V. Osterwalder. Nicht viel besser war es in den einzelnen Ausschüssen. Als Obleute des Spielausschusses fungierten abwechselnd E. Koopmann, A. Kurdelbaum, Chr. Bohndorf und Fr. Köhler, der das Amt noch bis heute inne hat. Die Leichtathletikabteilung stand teilweise ganz ohne Leitung und kam fast vollständig zum Erliegen. In der Aufstellung der Fußballmannschaften konnte infolge Verzuges und Abwanderung unserer besten Spieler keine Beständigkeit aufkommen. Die Tennisabteilung ging ein, die Plätze wurden vergeben und der daraus erzielte Erlös zur Stärkung der Finanzen im Verein verwandt. Der einzige Lichtblick in diesen trüben Zeiten war die glänzende Entwickelung unserer Jugendabteilung unter der Leitung von Hermann König und nach dessem Fortzug von Lüneburg unter der ununterbrochenen dreijährigen Leitung von Karl-August Hahne. Mochten die derzeitigen Führer im Verein nun heißen wie sie wollten, sie alle unterstützten die Bestrebungen der Jugendabteilung, weil sie die Notwendigkeit einer Jugendabteilung erkannten und den Wert derselben zu schätzen wußten. Wenn diese Zeit ohne schlimmere Folgen für den verein vorüber ging, dann verdankt er es denjenigen Herren, die zwar müde, aber unverzagt ihren Weg weitergingen und sich, ob amtlich oder spielerisch tätig, mit letzter Kraft einsetzten für ihre blau-weißen Farben und für das Ansehen und die Ehre ihres Vereins, unserer S.V. Eintracht. Der Mut konnte nicht schwinden, weil sie wußten, daß die Zukunft, die Jugend, rosig vor ihnen lag und sie dereinst in ihrer Arbeit ablösen würde. Angespornt von den Erfolgen der Jugendlichen, die in der Jugendklasse von 1919 – 1923, in der Schülerklasse von 1919 – 1922, in der II. Schülerklasse von 1921 – 23 und in der Knabenklasse von 1922 – 23 die Meisterschaft errangen, und deren Ruhm bis an die Gestade der Nord- und Ostsee, in die Harzer Berge und den Teutoburger Wald getragen wurde, gingen die Führer des Vereins auch zu größeren Taten über. Durch die Pachtung der Militärbadeanstalt bis zum Jahre 1933 konnten wir als einzigster Verein im Gau selbständig über eine solche Anstalt in derartiger Weise verfügen. Mit der Heranziehung von auswärtigen Spielern wurde endgültig gebrochen. Jugendliche nahmen deren Plätze ein, Namen wie Lühmann, Böning, Meyn, Behrend, Milwa, Finke und König tauchen zum ersten Mal in der 1. Mannschaft auf. V. Osterwalder, König und Schinkel waren eifrig, aber leider noch vergeblich um den Erwerb eines eigenen Sportplatzes bemüht. Trotz des wirtschaftlichen Ruins war der Verein bestrebt, seine Stiftungsfeste und sonstigen gesellschaftlichen Veranstaltungen so zu begehen, wie es dem Ansehen und der Bedeutung der S.V. Eintracht entsprach. Eingedenk der Worte: „Vergiß die teuren Toten nicht“ ging der Verein daran, seinen im Weltkriege gefallenen oder gestorbenen Kameraden ein dauerndes Ehrenmal zu setzen. Die Einweihung der Ehrentafel im Vereinsheim, bei der unser lieber Georg Pepper die Ansprache hielt, wurde zu einer erhebenden Feier. Die S.V. Eintracht gedenkt in dankbarer Ehrfurcht für alle Zeiten seiner toten Mitstreiter, deren Namen wir auf der Gedenktafel im Bilde festgehalten haben. Neben diesem Freudigen, das uns die Zeit brachte, haben wir leider auch Trauriges erleben müssen. Nachdem uns der Tod unsern lieben Klubwirt Hermann Wiese und später auch Gustav Buwitt, mit denen wir so oft Freud und Leid teilten, aus unsern Reihen gerissen hatte, mußten wir weiter den Tod zweier lieber Kameraden, Karl Burmester aus der 3. Herrenmannschaft und Fritz Masch aus der 1. Jugendmannschaft beklagen. Daß man Gründer unserer Bewegung wie W. König, und erfahrene Praktiker wie Präger, Karl-August Hahne, Hans Detels und Karl Pepper gern als Gau- bezw. Bezirksbeamte sah, nimmt nicht weiter Wunder. Unserm lieben „Hutten“ wurden für seine langjährigen Verdienste um den Sport und als Gau- bezw. Kreis-Vorsitzender die Ehrennadel des N.S.V. verliehen. Zu Ehrenmitgliedern waren bezw. wurden ernannt die Gründer W. Wedler und W. Detels, H. und W. König, E. Koopmann und G. Pepper. Während H. Detels viel zur Geselligkeit im Verein beisteuerte, bemühte sich Walter Finnern mit lobenswertem Eife um die Ausbildung unserer Jugend beim Hallentraining.

Die Jahre bis 1927 sahen unsere S.V. Eintracht unter der Führung von J. Scheidt und W. König in weiterer Entwickelung, die sich dann unter der Führung unseres jetzigen Vorsitzenden Herrn Regierungsbaurat Schulze seit 1926 rapide steigerte. Es kam wieder Leben in die Masse, die Gemüter wurden neu bewegt, freudige Mitarbeit setzte bei den einzelnen Ausschüssen ein. Die Leichtathletikabteilung unter Chr. Bohndorf fand in R. F. Schulze einen tatkräftigen Mitarbeiter, der sich für Betreiben der Leichtathletik im Verwein mit seiner ganzen Kraft in Worten und in der Tat einsetzte. Ihm ist es auch in erster Linie zu verdanken, daß im Jahre 1926 eine Damenabteilung gegründet und dem Frauensport im Verein besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Gerade die Damenabteilung war es, die in den letzten Jahren nicht wenig zu den Erfolgen unserer S.V. Eintracht beitrug. Auf gutes Zusammenarbeiten zwischen Behörden und Verein wurde besonderen Wert gelegt. Eine „Alte Herren“-Abteilung unter Führung von Alfred Schinkel wurde ins Leben gerufen und trug dazu bei, daß die „Alten“ durch Rat und Tat wieder mehr Anteil am Vereinsleben nahmen. Die Fußballabteilung unter Fritz Köhler machte beachtenswerte Fortschritte, nach vielen Ansätzen, bei der die Meisterschaft der „A“-Klasse wiederholt in greifbarer Nähe lag, gelang im Jahre 1927 der große Wurf zur Erringung der „Liga“. Der Ortsrivale wurde ununterbrochen zehnmal hintereinander besiegt. Durch das sympathische Auftreten unserer ersten Elf und durch ihre Siege über Ligavereine von Hamburg, Schwerin, Harburg usw. bekam der Verein einen guten Ruf. Das Spiel der holländischen Fußballmannschaft U.V.V. Utrecht wurde zu einer Sensation in Lüneburg und S.V. Eintracht darf mit Stolz von sich behaupten, durch dieses Spiel dem Fußballsport in Lüneburg und Umgegend recht viele Freunde zugeführt zu haben. Die Jugendabteilung hatte nach dem Abgang ihres bewährten Leiters Karl-August Hahne eine längere Schwächeperiode durchzumachen. Sie steht jetzt wieder unter der Leitung ihres alten Führers H. König und hat von ihrer bisherigen Vormachtstellung wenig oder garnichts eingebüßt. Für die bessere Ausbildung der Spieler, vor allen Dingen der Jugendlichen, wurde ein Sportlehrer in der Person von Herrn Bornhold angestellt. Unsere Leichtathleten waren durchweg bei allen Veranstaltungen zu finden und hefteten manchen Einzel- und Mannschaftssieg an ihre blauweißen Farben. Unser Vorsitzender R. F. Schulze und Chr. Bohndorf von den „Alten Herren“, von den Herren Wilke, Fischer, Otto, Name, Sticht, Wedler, Frahm und Rödiger, von den Jugendlichen Adank, Ost, Kreutzmann, Willert, Wedler, Prigge, Schulz und Pahl sollen hier besonders erwähnt werden. Die Weihnachtsfeiern der SV. Eintracht gestalteten sich zu Familienfesten; wir sahen uns genötigt, für diese Veranstaltungen den größten Saal in Lüneburg, die Schützenhalle, in Benutzung zu nehmen, um alle Teilnehmer unterbringen zu können.

Der größte Erfolg, den wir im Jahre 1927 zu verzeichnen hatten, war der Erwerb eines 23 Morgen großen Geländes für den Bau einer eigenen Sportplatzanlage in Hasenburg. Das, was in den ganzen Jahren nicht möglich war, gelang unserem Alfred Schinkel nach Verhandlungen mit den ihm befreundeten Hofbesitzern Fricke und Beecken in Oedeme. A. Schinkel hat sich damit um unsere S.V. Eintracht große Verdienste erworben.

Vierundzwanzig an Erfolgen reiche Jahre waren somit in das Meer der Vergangenheit gerauscht. Mit Stolz und Freude kann die S.V. Eintracht auf die zurückliegende Zeit blicken und von sich sagen, daß alles aus eigener Kraft errungen worden ist, von allen Mitgliedern geschaffen, die mit besonderer Hingabe dem Verein gedient haben. Das Jubeljahr verspricht nicht minder Erfolge verzeichnen zu wollen. Schon der Auftakt deutet die Dinge, die da kommen sollen, verheißungsvoll an. Die Fußballelf konnte ihren Platz in der Liga befestigen, unsere „Jüngsten“, die 2. Knabenmannschaft, errang die Meisterschaft ihrer Klasse. Die Leichtathleten und die Damen zeigten weiter ihre Beständigkeit und konnten manchen Sieg an ihre Fahnen heften. Die Arbeiten auf dem neuen Sportplatz nehmen rüstig ihren Fortgang, und unter der Leitung von unserem Bademeister Vogel hat manches Mitglied wieder das Schwimmen in diesem Jahre erlernt.

Es muß für alle, die die Ehre haben, im Jubeljahr an der Spitze der S.V. Eintracht zu stehen, ein freudiges Gefühl sein, zurückzuschauen auf das Vergangene, das Gegenwärtige zu gestalten, sowie das Zukünftige zu planen und vorzubereiten. Es ist aber auch eine Pflicht des Chronisten, am 25. Geburtstage der S.V. Eintracht der Männer zu gedenken, die durch das Vertrauen ihrer Kameraden zur Leitung des Vereins berufen wurden. Daher seien die Führer in der S.V. Eintracht schnell genannt. Repräsentativ, unter Einsetzung seiner vollen Arbeitskraft, zielbewußt und weitausschauend, versieht R. F. Schulze den Posten des ersten Vorsitzenden. Wer Gelegenheit hat, im Stillen die Tätigkeit von R. F. Schulze zu beobachten, der weiß, welche unendliche Arbeit der erste Vorsitzende leistet. Wenn die Arbeiten an unserer Sportplatzanlage so schnell fortschreiten konnten, dann hat R. F. Schulze dank seiner weitausschauenden Leitung daran viel Anteil. Neben ihm steht W. König auf dem Posten des zweiten Vorsitzenden, ein alter Praktiker und gewiegter Kaufmann, der den Verein von Grund auf kennt und immer bereit ist, ihm zu dienen, wenn es sich um das Wohl und Wehe unserer S.V. Eintracht handelt. Karl Frahm versieht gewissenhaft das Amt des Schriftführers und Albert Sticht mit Sorgfalt und Übersicht das besonders im Jubiläumsjahr schwierige Amt des Kassierers. Unendlich viel Kleinarbeit leisten die Obmänner der einzelnen Abteilungen. An der Spitze der Fußballabteilung steht seit Jahren Fritz Köhler. Der Verein dankt seiner Arbeit viel und hofft noch lange seine wertvolle Kraft zu behalten. Mit der Uebernahme der Leichtathletik und der Damenabteilung hat Chr. Bohndorf ein undankbares Amt übernommen. Ein Mann mit reinem Idealismus, der mit unendlicher Liebe an seine Leichtathleten hängt, dessen Wirken sich größtenteils in der Stille vollzog und der nicht zurückstand, wenn es hieß, selbst für die Farben blau-weiß aktiv einzutreten. Otto Vogt leitet die Schwimmabteilung und bewacht den Badebetrieb genau so gut wie er früher als Torwächter in der 1. Herrenmannschaft sein Heiligtum bewachte. Die Jugendabteilung untersteht der Leitung von H. König, der ein Herz für die Jugend hat und sich um sie und den Verein viele Verdienste erwarb. H. König versieht weiter den Posten als Schriftleiter unserer Vereinszeitung und bearbeitet zusammen mit Hans Pahling, der auch den Entwurf für den Umschlag unserer Denkschrift angefertigt hat, die Presse. V. Osterwalder bekleidet das Amt des Obmanns vom Geselligkeitsausschuß und hat nebenbei mit der Veranstaltung der Sportplatzlotterie eine undankbare Aufgabe übernommen. Alfred Schinkel ist Vorsitzender der „Alten Herren“-Abteilung und betreut sehr fürsorglich als „Außenkapitain“ die Ligamannschaft.

So ist das Direktorium, das im Jahre 1928 an der Spitze der S.V. Eintracht steht, ein überaus tatkräftiges, dessen Arbeit auch in diesem Jahre dem Verein ein gut Stück vorwärts bringen wird. 1927/28 waren für die blau-weißen Farben vier Herren-, eine Jugend-, eine Schüler- und zwei Knabenmannschaften auf den Fußballfeldern tätig. Den Leichtathleten wird in diesem Jahr hoffentlich ein ebenso glänzender Erfolg beschieden sein wie in den früheren, da alle Aktiven bestrebt sind, das Jubeljahr besonders erfolgreich zu gestalten.

Nun ist der Film abgelaufen. Kaleidoskopartig sind die Bilder der 25 Jahre der S.V. Eintracht an unserem geistigen Auge vorübergehuscht. Wir konnten natürlich nicht alle Ereignisse auf diesem Film festhalten, weil dazu der Raum natürlich viel zu klein ist. Aber selbst der Außenstehende dürfte ein informierendes Bild über den Werdegang der S.V. Eintracht erhalten haben. Die Alten werden durch diese kurze Schilderung manches erleben, an denen sie aktiv beteiligt waren, ihrem Gedächtnis zurückgerufen haben, während der jungen Generation diese Zeilen ein Ansporn sein sollte, es ihren Lehrmeistern gleich zu tun. Für uns alle jedoch, die wir dem Sport nahe stehen, und an der körperlichen Ertüchtigung unseres Volkes mitarbeiten, um unserem Vaterlande zu dienen, soll die Geschichte der S.V. Eintracht ein Ansporn sein, noch mehr für den Körper und Geist stählenden Sport zu werben, getreu der Weisheit der alten Griechen: In einem gesunden Körper ein gesunder Geist. Worte sind zwar leichtbeflügelt und finden spielend Ohren, aber ihr Schicksal heißt Vergessenheit, wenn die Seichtigkeit ihnen Mutter war. Wir wünschen jedoch, daß aus der Geschichte der S.V. Eintracht neue Taten reifen mögen. Dieses Buch soll die noch Abseitsstehenden von der Notwendigkeit unseres Seins überzeugen, denn Leibesübung ist heute mehr denn je Bürgerpflicht, wenn wieder die Nation sich aufraffen soll zu alter Kraft und neuem Leben.

Die Geschichte der S.V. Eintracht hat gezeigt, was sich in zielbewußter Arbeit erreichen läßt. Unermüdliches Wollen hat die Trägheit der Materie überwunden und ein Werk geschaffen, an dem in den Gründungsjahren niemand zu denken wagte. Heute drängt hinter der S.V. Eintracht die Riesenschar derer, die den Pionieren nacheifern wollen, denen glänzende Beispiele leuchtende Vorbilder eigenen Schaffens wurden. Immer breiter ist die Basis geworden, auf die sich die SV. Eintracht stützt, denn offen liegt jeder Pfad, an dessem Ende das Ziel Volkssport leuchtet. Niemals war die S.V. Eintracht ein „exklusiver“ Verein, immer hat er vielmehr danach gestrebt, dem Ganzen zu dienen und alle Klassen in sich zu vereinen. Und wenn ihm dies dank der Mitarbeit aller Mitglieder und Freunde des Vereins gelungen ist, so hat er ein gut Teil mitgeholfen an dem Riesenwerk, das Deutschlands Wiederaufbau fördern soll. Ihm dienten alle, denen auf diesen Seiten ein Denkmal gesetzt wurde, die Schaffer des Geistes, der die S.V. Eintracht beseelt, die für eine Generation auf weiteren Fortschritt denken und sinnen. Ihm dienen aber nicht minder die Aktiven, die in unermüdlicher zäher Arbeit voll Opfer und Mühen, die so wenige in der Oeffentlichkeit sehen und erfassen, an ihrer Fortbildung arbeiten, die Körper, Geist und Charakter damit stählen und festigen.

So möge die Sportvereinigung Eintracht in das zweite Vierteljahrhundert schreiten und weiter dem großen Ziele zustreben, zum Nutzen und Glücke von Volk und Vaterland. Es lebe die SV. Eintracht!

H. K. jr.

(entnommen der „Denkschrift zum 25jährigen Bestehen der Sportvereinigung Eintracht v. 1903 e. V., Lüneburg“)