26.08.1962: SVE – Hamburger SV

SV Eintracht Lüneburg – Hamburger SV 4:10 (2:7)

So., 26. August 1962, Lüneburg, Eintracht-Stadion Hasenburg, Zuschauer: 3.000
SVE: Berg – Schikorra, Meyn – Gresny, Pape, Twesten – Bockemühl, Matzmohr, Schmitz, Laczka, Rehbein.
HSV: Krämer – Kröpelin, Piechowiak – Bähre, Posipal (46. Börner), Stapelfeld – Reuter, Schlegel, Dulz (46. Harden), Kreuz,
Neisner.
Schiedsrichter: Jochen Wilkens (Lüneburg) / N. N. – N. N.
Tore: 0:1 ( .) Neisner, 1:1 ( .) Pape, 1:2 (12.) Dulz, 1:3 (14.) Kreuz, 1:4 (17.) Bähre, 1:5 (22.) Reuter, 1:6 (27.) Kreuz, 1:7 ( .) Dulz, 2:7 (45.) Matzmohr, 2:8 ( .) Kreuz, 3:8 ( .) Bockemühl, 4:8 ( .) Matzmohr, 4:9 (85.) Neisner, 4:10 (87.) Harden.

Lüneburger Landeszeitung v. 27.08.1962:

Fußball-Demonstration des Hamburger SV in Hasenburg

Freundschaftsspiel gegen Eintracht begeisterte die Zuschauer – Kreuz packte seine Trick-Kiste aus

Das Freundschaftsspiel der SV Eintracht gegen eine Vertragsmannschaft des Hamburger SV brachte mit einer tempogeladenen ersten Halbzeit und wirbelnden Kombinationen der Hamburger gleich zu Beginn der neuen Fußball-Saison einen eindrucksvollen Höhepunkt. Der Hamburger SV, mit wohlklingenden Namen in den Reihen, siegte am Ende mit 10:4 (7:2) Toren. Diese Begegnung stand im Zeichen zweier junger Spieler, die immer wieder die Begeisterung der 3000 Zuschauer hervorriefen: Ernst Kreuz beim HSV und dem Lüneburger Matzmohr. Beide allein schon waren das Zuschauen wert.
Das Ergebnis drückt schon aus, daß sich der HSV durchaus keine sehr große Schonung auferlegte. Er wollte sich nicht mit drei oder vier Toren Unterschied begnügen. Die Hamburger wollten etwas von ihrem Fußball-Können zeigen und das haben sie auch, zumindest in der ersten Halbzeit. Als nach der Pause einige Kräfte ausgewechselt wurden, lief das wirbelnde Angriffsspiel nicht mehr so zügig, dennoch gab es auch nach der Pause noch spannende Szenen.
Herausragender Spieler des HSV war zweifellos Kreuz, der von Eintracht Frankfurt zum Rothenbaum gewechselt ist, und hier den Angriff verstärken soll. Am kommenden Mittwoch wird der „Lange“ 22 Jahre alt. Was er alles aus seiner Trickkiste hervorholte, erinnerte etwas an die Harlem-Globetrotter. Spielerisch wurde er sicher von mehreren seiner Mannschaftskameraden in diesem Spiel erreicht, nicht aber in seiner Schau, die er für die Zuschauerränge einlegte. Ernst Kreuz kann am Ball überraschend viel und damit setzt er nicht nur seine Gegner, sondern auch die erstaunten Zuschauer matt. Es machte Spaß, ihm dabei zuzuschauen.
Auf der Gegenseite bei der Lüneburger Eintracht hat der junge Halbrechte Dieter Matzmohr (23) am meisten überzeugt. Er schoß nicht nur zwei bildschöne Treffer, sondern brachte auch die nicht immer sehr sattelfeste HSV-Abwehr erheblich in Verwirrung. Der rotblonde Erwin Piechowiak wurde nach der Pause auf den flinken Matzmohr angesetzt, weil der HSV die Gefährlichkeit dieses Lüneburger Stürmers schnell erkannt hatte.
Die Hamburger hatten eine sehr starke Mannschaft nach Lüneburg geschickt. Sie begann mit einem tollen Wirbel. Bereits nach wenigen Minuten hatte Neisner den HSV in Führung gebracht. Dann aber zeigte die Eintracht-Elf, daß sie sich nicht so ohne weiteres überrennen lassen wollte. Einen indirekten Freistoß zirkelte Spezialist Pape so geschickt an den Innenpfosten, daß der Ball für Krämer nicht zu erreichen war. Es stand 1:1. Dann aber drehte der HSV auf!
Immer besser lief das Sturmspiel, angekurbelt von Bähre, dem rechten Läufer, der einen enormen Aktionsradius hatte. Kreuz und Neisner auf dem rechten Flügel, setzten die sich tapfer wehrende Lüneburger Abwehr immer wieder matt. Gegen dieses Direktspiel gab es für die Eintracht kein Gegenmittel. Die Tore fielen wie reife Früchte.
Selbst der reaktionsschnelle Torwart Berg konnte sein Können nur wenig zeigen, denn die Torchancen waren so klar und und mit einer bestechenden Leichtigkeit herausgespielt, daß es für ihn keine Abwehrmöglichkeiten gab. Dulz stellte das 2:1 (12. Min.), Kreuz (14. Min.) das 3:1, Bahre (17. Min.) das 4:1, Reuter (22. Min.) das 5:1 her.
Neisner spielte seinen Nebenspieler Kreuz in der 27. Minute so geschickt frei, daß dieser nur noch einzuschießen brauchte. Dulz stellte anschließend das 7:1 her.
Eintracht griff immer wieder stürmisch an. Besonders Matzmohr spurtete den Steilvorlagen nach und zeigte auch im Zusammenspiel das größte Verständnis. Auch Bockemühl bemühte sich mit einigem Erfolg, während Laczka ebenso wie Schmitz und Rehbein nicht solche Wirkung erzielten. Schmitz wurde von Jupp Posipal mehrfach im Kopfballduell übertroffen. Eine Minute vor dem Pausenpfiff konnte sich Schmitz aber seinem Bewacher entziehen. Aus der Drehung jagte er einen Schuß los, selbst aber hierbei hatte er noch Pech. Das Leder klatschte an den Pfosten. Eine gute Lüneburger Kombination zwischen Matzmohr, Bockemühl, Schmitz wurde von Bockemühl quer am Tor vorbeigeschossen. Kurz darauf gelang aber Matzmohr, ebenfalls aus der Drehung heraus, der zweite Treffer. Mit 7:2 ging es in die Pause.
Die Hamburger hatten umgestellt und Harden für Dulz in den Angriff genommen. Börner hatte Posipal ersetzt und spielte nun Verteidiger, während Piechowiak als linker Läufer fungierte. Zweimal mußte Berg in letzter Sekunde eingreifen, einmal rettete er gegen Kreuz, das andere Mal gegen Reuter. Kreuz erhöhte auf 8:2, doch fünf Minuten später schoß Bockemühl ins untere Toreck zum 8:3 ein. Matzmohr überraschte Krämer erneut aus der Drehung heraus, aber Neisner (85. Minute) und Harden (87.) stellten das Endergebnis her.
Eintracht: Berg; Schikorra, Meyn; Gresny, Pape, Twesten; Bockemühl, Matzmohr, Schmitz, Laczka, Rehbein.
HSV: Krämer; Kröpelin, Piechowiak (Börner); Bahre, Posipal (Stapelfeld), Stapelfeld (Piechowiak); Reuter, Schlegel, Dulz (Harden), Kreuz,
Neisner.
Torschützen: Kreuz (3), Dulz (2), Neisner (2), Bahre, Reuter, Harden für HSV und Matzmohr (2), Pape, Bockemühl für Eintracht.
Das Spiel wurde von Wilkens-Lüneburg sehr gut und sicher geleitet.

Lüneburger Landeszeitung v. 25.08.1962:

HSV kommt mit einer starken Mannschaft nach Lüneburg

Freundschaftsspiel der SV Eintracht gegen die Vertragsreserve der Hamburger in Hasenburg

Mit einem interessanten Freundschaftsspiel füllt die SV Eintracht den spielfreien Sonntag aus. Morgen ist um 17 Uhr der Hamburger SV mit einer kombinierten Mannschaft in Hasenburg zu Gast. Damit wurden die seit langem geführten Verhandlungen über einen Spielabschluß endlich erfolgreich abgeschlossen. Allerdings konnten die Hamburger den vorgeschlagenen Termin am Sonnabend nicht akzeptieren. So blieb nur der Sonntag übrig. Der Spielbeginn wurde mit Rücksicht auf das ebenfalls morgen stattfindende Punktspiel des Lüneburger SK, der um 15 Uhr den TSV Hänigsen in Wilschenbrook empfängt, auf 17 Uhr verlegt.
Der HSV hat durch seinen technischen Leiter Mahlmann mitgeteilt, daß die Hamburger mit einer sehr starken Mannschaft in Lüneburg antreten. So wird die Elf der SV Eintracht vor eine weitere schwere Prüfung gestellt. Aus ihr kann die Lüneburger Mannschaft nur lernen.
Da der HSV am Sonnabend das Punktspiel gegen den VfB Lübeck austrägt, sollen ein bis zwei weitere Vertragsspieler die Hamburger Mannschaft verstärken. In Lüneburg werden mit Sicherheit die beiden Neuerwerbungen Dulz und Kreuz eingesetzt. Beide Spieler sollen auf größere Aufgaben vorbereitet werden. Das allein unterstreicht schon die Bedeutung, die man auch am Rothenbaum derartigen Freundschaftsspielen entgegenbringt.
Alle von der Geschäftsleitung des HSV nominierten Spieler sind den Fußballfreunden in Lüneburg bekannt. Mit Ausnahme des Ehrenspielführers Posipal, der inzwischen auch etwas fülliger geworden ist, gehören alle Spieler dem Aufgebot der Vertragsspieler an.
Eintracht wird gegen die Hamburger als Außenseiter unbeschwert antreten. Dennoch zeigte die Hasenburger Elf gerade in Freundschaftsspielen gegen klassenhöhere Gegner viel Ehrgeiz und hat vielfach die Prüfung gut bestanden.
Da es nicht um Punkte geht, kann man mit einem technisch hochwertigen Kampf rechnen, der alle Lüneburger Fußballfreunde zufriedenstellen wird.
Eintracht kann immer noch nicht den verletzten Mittelläufer Thölke einsetzen. So wird im wesentlichen die Mannschaft der letzten Wochen aufgeboten, die damit weiter Gelegenheit hat, sich aufeinander einzuspielen.
Da alle Spieler des HSV, bis auf Posipal, zum Vertrags-Aufgebot gehören, ist zweifellos mit einem interessanten Kampf zu rechnen, der seine Anziehungskraft nicht verfehlen wird.
Der Hamburger SV hat folgende Aufstellung gemeldet: Krämer; Kröpelin, Pichowiak, Wulf (Harden), Stapelfeld, Posipal; Reuter, Bähre, Dulz, Kreuz, Neissner.
Eintracht meldete folgende Spieler: Berg; Schikorra, Meyn; Gresny, Schmitz, Pape; Bockemühl, Malinka, Matzmohr, Laczka, Rehbein, Twesten.